Aller guten Dinge sind Dry. Das Ginterview mit Tom Praschivka und Helfried Prünster – Part 2

Im ersten Teil des Ginterviews haben Tom und Helfried mir einen ersten Blick hinter die Kulissen ihrer kleinen Augsburger Destillerie gewährt. Jetzt geht’s ans Eingemachte: Die Botanicals sind gewissermaßen die Seele eines Gins – oder auch seine DNA, wenn man so will. Sie verwandeln den guten Wacholderbrand in die einzigartige und raffinierte Köstlichkeit, die in meinem Glas sanft opalisierend hin und her schwingt. 

Eure Auswahl an Botanicals ist ja recht umfangreich. Viele kennt man, aber unter einigen Aromen kann sich vermutlich nicht jeder etwas vorstellen. Wird das irgendwo erklärt? 

Helfried: Ja, und wir haben da auch recht viel Aufwand betrieben, weil es natürlich ein wichtiger Punkt ist. Wir beschreiben den Geschmack möglichst präzise, erklären die Herkunft der einzelnen Botanicals und sagen auch, in welchen anderen Gins das Aroma vorkommt. Kann man alles auf unserer Website nachlesen!

Wie macht ihr das mit den Zutaten für eure Gins und Botanicals, woher kommen die?

Helfried: Manche unserer Zutaten besorgen wir selbst – Zirbenzapfen, Latschenkiefer, Fichtenwipfel ... Lorbeer und Rosmarin kommen zum Beispiel aus den Marken in Italien – die haben nämlich viel mehr ätherische Öle.

Tom: Wir springen da dann auch mal ein ganzes Wochenende durch die Berge. (lacht)

Helfried: Früchte wie Zitronen oder Himbeeren kaufen wir hingegen. Und wir wählen sie sehr sorgfältig aus. Alle Früchte und Zutaten, die wir kaufen!

Wie wählt ihr die Botanicals aus, die ihr euren Kunden zur Verfügung stellt? Gibt es da bestimmte Vorgaben oder macht ihr das nach persönlichem Geschmack?

Tom: Wir lesen natürlich viel und schauen, was in anderen Gins so verwendet wird – es gibt einen gewissen Grundstock, an die hundert Aromen, die man einfach haben muss.

Helfried: Ja, manche Botanicals können nicht fehlen. Häufig sind diese relativ einfach in der Herstellung und auch problemlos verfügbar. Bei manchen Botanicals hat hingegen der Zufall seine Hand im Spiel. Die Lindenblüte ist zum Beispiel so ein Fall: Frische Lindenblüten gibts für drei oder vier Tage im Mai, danach ist das vorbei. Destilliert man sie in diesem Zeitraum, gewinnt man ein wunderbares Aroma, sehr frisch, fein und filigran. Eine getrocknete Lindenblüte – das kennt man vom Tee – ist was ganz anderes, das will man nicht im Gin haben. Da muss sich also alles zusammenfügen: Die Linden müssen blühen, das Wetter gut und ein Brenntag eingeplant sein. Dann erhält man ein ganz tolles und außergewöhnliches Botanical – aber eben nur in diesem glücklichen Zeitfenster.

Habt ihr auch Botanicals, die andere Gin-Hersteller nicht verwenden? 

Helfried:  Ja. Pfeffer zum Beispiel. Da bieten wir einige Sorten an, die sonst ganz bestimmt niemand hat. Pfeffer geben so tolle und auch komplett unterschiedliche Aromen – es gibt ja geschätzt 50 verschiedene Pfeffersorten, die alle anders schmecken.

Tom: Toll sind auch einige Hölzer. Kiefer, Latschenkiefer … warme, harzige Hölzer. Die sind sehr angenehm, aus denen lässt sich was bauen.

Bauen – das Stichwort für Part 3 unseres Ginterviews: Nach dem  spannenden Nachmittag bei Tom und Helfried will ich jetzt nämlich auch My OWN Gin kreieren! Und die beiden haben natürlich den einen oder anderen guten Tipp auf Lager ...

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