Aller guten Dinge sind Dry. Das Ginterview mit Tom Praschivka und Helfried Prünster – Part 1

Gib deinem Leben einen GIN – so steht es unter dem großen Logo von My OWN Gin auf der Tür, hinter der Helfried und Tom gerade hochkonzentriert die Zutaten für die heutige Destillation vorbereiten. Ein frisch-mediterraner Duft nach Zitrone hängt in der Luft, und auf dem Tisch hinter der Anlage warten pausbäckige Himbeeren darauf, in einen der großen Kupferkessel zu wandern. Während geschnitten und justiert wird, darf ich meine gefühlt tausend Fragen an die Gründer der kleinen Augsburger Destillerie stellen, in der seit 2016 Dry Gins nach den individuellen Wünschen der Kunden hergestellt werden – neben vier Eigenkreationen, die ebenfalls bei My OWN Gin erworben werden können.

Gin ist ein Klassiker. Seit einigen Jahren lässt sich aber ein richtiger Trend beobachten: Der Wacholderbrand ist derzeit – buchstäblich – in aller Munde. Warum trinkt IHR Gin? Was macht diese Spirituose in euren Augen so besonders?

Tom: Gin ist ein ehrlicher Alkohol und aufgrund der enthaltenen Bitterstoffe verträgt man ihn sehr gut – da fehlt dir auch am nächsten Tag nichts! Außerdem ist er unglaublich vielseitig.

Helfried: Ein schöner, klarer Gin ist einfach ein angenehmes Getränk. So, wie wir ihn herstellen, enthält er nur natürliche Inhaltsstoffe – bei anderen bin ich mir nicht immer sicher. Was wir z. B. nicht mögen, sind die vielen „bunten“ Gins, die es auch gibt. Da muss man schon unterscheiden, das ist dann eher ein Likör.

Trinkt ihr Gin auch pur? 

Tom: Ja, natürlich. Vor allem beim Verkosten würde ein Tonic den Geschmack verfälschen, Aromen kaschieren oder verstärken.

Helfried: Beim Pur-Verkosten schmeckt man die Qualität des Gins sofort. Wir verkosten daher immer erstmal pur und im Anschluss dann mit Tonic. Das ist natürlich ganz besonders wichtig, wenn wir einen neuen Gin kreieren. Den stellen wir zuerst zusammen, verkosten dann pur und ergänzen eventuell noch Aromen, wenn er nicht rund oder erdig genug ist oder noch etwas pfeffriger schmecken soll. 

Tom: Erst, wenn er uns pur schmeckt, probieren wir ihn mit Tonic, um sicherzugehen, dass er auch „funktioniert“ – und um zu verstehen, mit welchem Tonic er funktioniert.

Habt ihr einen Lieblingsgin? Wie schmeckt der?

Helfried: Wir haben eine ausgeprägte Vorliebe für eher bergige Aromen. Wir sind beide viel in den Bergen unterwegs, vielleicht kommt das daher. Turicum mag ich sehr gern, das ist ein Gin aus Zürich. Oder Wilderer aus Südafrika, mit Rooibos-Aromen und Botanicals von Kap-Pflanzen, die es bei uns nicht gibt. Mein persönlicher Lieblings-Gin ist vielleicht der Ferdinand’s Saar Dry Gin – der blaue mit dem leckeren Quitten-Aroma. Tom verdreht da zwar immer die Augen, aber mir schmeckt der sehr gut! (lacht)

Tom: Gin Sul mag ich auch gern, oder Aejst aus der Steiermark. Auch der Elephant ist ein ordentlicher Gin. 

Wie lernt man das überhaupt: Gin-Destillieren?

Tom: Dafür muss man etwas Durchhaltevermögen mitbringen, Erfahrung sammeln – und ein paar Kurse besuchen. Zunächst muss man das Destillieren an sich verstehen und lernen, also das Herstellen des Alkohols, die physikalische Seite. Danach kommt der sehr viel längere Weg, das Destillieren der Aromen. Da muss man viel tüfteln – und ganz wichtig ist es natürlich, dass man Spaß daran hat! 

Helfried: Das ist auch ganz individuell, das ist ein Prozess, der sich mit jedem Destillationsvorgang verfeinert. Da kristallisieren sich Feinheiten heraus und auch eigene Vorlieben oder Abneigungen. In unserem Schrank stehen zum Beispiel ein paar Aromen, die wir sicher niemals in unser Angebot aufnehmen werden, weil sie uns einfach nicht zusagen. Mädesüß ist so eines. Oder Waldmeister. Die braucht kein Mensch in einem Gin!

Jetzt geht’s ins Detail – ans Eingemachte, sozusagen! Wenn ihr mehr über die Botanicals erfahren möchtet, die bei My OWN Gin angeboten werden, und darüber, woher sie kommen und wie sie hergestellt werden, bleibt dran – und freut euch auf Part 2 unseres Ginterviews!

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