Aller guten Dinge sind Dry. Das Ginterview mit Tom Praschivka und Helfried Prünster – Part 3

Mit viel Erfahrung, Fingerspitzengefühl und Leidenschaft verschmelzen Tom und Helfried Basis und Botanicals zu den kleinen Gesamtkunstwerken, die sich dann schmuck verpackt auf den Weg zu ihren neuen Besitzern machen. Auch ich – Achtung, Wortspiel! – brenne jetzt förmlich darauf, meine erste Eigenkreation zusammenzustellen. Was läge da näher, als die beiden gleich nach ein paar guten Tipps zu fragen? 

Ich überlege schon die ganze Zeit, wie ich mir meinen eigenen Gin zusammenstelle … Was muss ich da bei der Auswahl des Basisgins und der Botanicals berücksichtigen?

Tom: Grundsätzlich finde ich, dass ein guter Gin mit bis zu 15 Botanicals wunderbar auskommt. Dann ist er schön komplex, hat aber noch eine klare Richtung – zitronig, erdig, pfeffrig oder auch floreal –, und man kann dann auch noch gut differenzieren. Wenn es mehr wird, verliert sich diese Richtung. Beim Zusammenstellen sollte man zunächst mal für sich eine Grundrichtung definieren. Sind es eher die floralen Aromen, zu denen man sich hingezogen fühlt, oder die zitronigen? Und dann, darauf aufbauend, sollte man sich die Botanicals durchschauen, die Beschreibungen lesen. 

Helfried: Wenn man eine Grundrichtung hat, zieht es einen eigentlich automatisch in ein bestimmtes Aromenspektrum.

Kann man sich beim Konfigurieren des Gins auch von euch beraten lassen? Wie läuft so eine Beratung ab? 

Tom: Klar, man kann anrufen oder eine Mail schreiben. Und es ist natürlich hilfreich und sinnvoll, wenn man die vielen Texte auf unserer Website liest (lacht). Da finden sich einige gute Hinweise! Wir geben gern – auch telefonisch – eine Hilfestellung. Was wir nicht machen, ist den Gin telefonisch mit einem Kunden zusammen zu konfigurieren.

Helfried: Das macht auch nicht so viel Sinn, dann ist es ja wieder ein von uns zusammengestellter Gin. In dem Fall ist es einfacher, einen unserer fertigen Gins zu bestellen, je nach gewünschter Geschmacksrichtung. 

Schmecken eigentlich grundsätzlich alle Kombinationen gut oder kann man da auch was falsch machen?

Helfried: Nun ja … nicht immer passt alles zusammen. Es kommt aber natürlich auch darauf an, wie viel von einem Aroma in den Gin rein soll – du kannst beim Konfigurieren ja auch die Dosierung der Botanicals bestimmen, indem du S, M oder L für jedes Botanical angibst. Wenn jemand etwas auswählt, das gar nicht passt, dann geben wir davon vielleicht nur einen Vierteltropfen hinzu. Wir moderieren quasi ein bisschen. Lavendel beispielsweise – damit muss man sehr, sehr vorsichtig sein, das ist ein sehr intensives Aroma, das schnell alles andere überdeckt.

Tom: Der Kunde erhält grundsätzlich aber schon das, was er auswählt – wir nehmen uns da jetzt nicht heraus, einfach etwas wegzulassen oder hinzuzufügen. Wir erlauben uns lediglich, an der Dosierung ein wenig zu feilen, wenn wir denken, dass der Gin andernfalls gar nicht funktioniert. 

Kann ich meine eigene Kreation genau in der Form nachbestellen? Kann ich mein Rezept irgendwo einsehen und ggf. nachjustieren?

Helfried: Ja, das wird bei jedem bestellten Rezept notiert, auch mit den jeweiligen Mengenangaben. Also ganz genau und penibel. Dadurch kann der Kunde bei einer zweiten Bestellung auch kleine Veränderungen vornehmen.

Letzte Frage – ich bin neugierig: Wie viele Gins habt ihr schon probiert? Könnt ihr das ungefähr beziffern?

Helfried: Hm, das müssen bestimmt an die 100 gewesen sein? (lacht)

Tom: … und wir sind ganz sicher noch nicht fertig mit Probieren!

Das bin ich auch nicht! Bevor ich mich ans Zusammenstellen meines ersten eigenen Gins mache, beziehen je eine Flasche MyOwnGin No. 1 und MyOwnGin No. 3 ihre Ehrenplätze in meinem Spirituosenschrank. Die gebühren ihnen auch: Der Dry Gin der Augsburger Destillerie macht nämlich richtig Spaß – und ist auch ästhetisch ein Hingucker!

Tags: Ginterview